Die hier präsentierte Studie zur Weiterentwicklung des Geländes des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde ist das Ergebnis eines städtebaulichen Entwurfsworkshops der Hochbaureferendare des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv. Die Zielstellung war die Erarbeitung einer städtebaulichen Leitidee für die zukünftige Entwicklung des Bundesarchivs auf dem Gelände der ehemaligen Kadettenanstalt in Lichterfelde.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war das zu wilhelminischer Zeit erbaute Ensemble der ehemaligen Kadettenanstalt durch seine symmetrische Großform und die militärische Nutzung die städtebauliche Mitte Lichterfeldes. Die umgebende Villenbebauung der ehemaligen Offiziershäuser bildete einen Kontrast zu der Anlage.
Die Spiegelung des Verwaltungsgebäudes zu beiden Seiten des Magazinneubaus realisiert eine klare Gliederung der Liegenschaft. Durch die zur Nachbarschaft orientierten Büroräume wird das Bundesarchiv für die Öffentlichkeit wahrnehmbar. Die Archivgebäude werden als Fortführung des Magazinneubaus rückwärtig in der Hauptachse konzentriert.
Der Haupteingang zum Bundesarchiv wird über den Vorplatz erschlossen. Durch die Beseitigung der Zaunanlage und den dadurch geschaffenen Zugang auf das Gelände des Archivs über die Parkflächen entspannt sich die Eingangssituation für die Besucher. Die öffentlichen Bereiche des Archivs können über zwei Zugänge von beiden Seiten der Lesesäle begangen werden.
Mit dem Einzug des Bundesarchivs in die Liegenschaft und der damit verbundenen Nutzungsänderung zu einer öffentlichen Einrichtung stellt sich die anspruchsvolle Aufgabe, das städtebauliche Ensemble in seiner Gesamtheit zu erhalten und sinnvoll zu nutzen. Es bietet sich die Chance, die ursprüngliche Großform als gestaltprägendes Zentrum des Stadtviertels wieder erlebbar zu machen. Ein Anfang ist mit dem Magazinneubau und der Sanierung der Bestandsgebäude bereits gemacht.
Das Gleichgewicht der Baukörper kann durch die Aufnahme und dezente Fortschreibung der für das Ensemble charakteristischen Symmetrie wieder hergestellt werden. Alle historischen Bauabschnitte werden integriert und ermöglichen so einen offenen und unkomplizierten Umgang mit der eigenen Geschichte. Durch starkes Verdichten und bewusstes Freihalten von Flächen erhält die Anlage ihre ursprüngliche strukturelle Klarheit zurück.
Die im Entwicklungskonzept vorgesehene bauliche Umsetzung der Trennung von internen und öffentlichen Funktionen bewirkt eine Verzahnung mit dem Stadtviertel - eine Integration von öffentlichen Räumen auf der Liegenschaft. Die bestehende, isolierende Zaunanlage ist nicht mehr notwendig und der interne Bereich des Bundesarchivs wird durch diese klare Gliederung übersichtlicher sein.
Das räumliche Heranrücken der Nachbarschaft ermöglicht dem Bundesarchiv das notwendige selbstbewusste Auftreten als öffentliche staatliche Institution.
Durch die Öffnung der Anlage können die freistehenden Gebäude, die Kirche, die Schwimmhalle und die Torhäuser wieder öffentliche Funktionen übernehmen und ein sekundäres Stadtteilzentrum im Zusammenspiel mit dem umgestalteten Vorplatz bilden und so zum Besuch der Nachbarschaft einladen.
Durch die Gliederung innerhalb des Geländes und die damit verbundene Öffnung der Anlage wird ein öffentlich erlebbarer Bereich geschaffen, der zukünftig wichtige Funktionen als Zentrum des Wohngebiets und Park von Lichterfelde wahrnehmen kann.
Die bestehenden Reste des symmetrischen Ensembles werden durch die zukünftigen Erweiterungen des Bundesarchivs behutsam ergänzt und vervollständigt, so dass ein Gleichgewicht der Massen wieder hergestellt werden kann.
Durch die starke Kriegszerstörung, die Addition von Baukörpern ohne städtebauliche Leitidee und das Zerteilen des Grundstücks hat das Ensemble die ursprünglich klare Form verloren, so dass wir heute nur noch den Torso der Anlage wahrnehmen können.
Die Studie arbeitet die Besonderheiten des markanten Gebäudeensembles heraus und formuliert ein städtebauliches Entwicklungskonzept für eine Erweiterung des Bundesarchivs. Es handelt sich hierbei um ein flexibles und fortschreibungsfähiges Konzept für eine stufenweise Entwicklung des Geländes, welches im weiteren Planungs- und Entwicklungsprozess verfeinert und konkretisiert werden kann. Die Studie zeigt nur eine mögliche Erweiterungsvariante unter Bezugnahme auf zukünftige Anforderungen des Bundesarchivs. Sie legt städtebauliche Prämissen fest, die bei einem weiteren Planungsprozess beachtet werden sollten.
Im Folgenden sind die verschiedenen Phasen einer möglichen
Erweiterung des Bundesarchivs dargestellt.