Am 27. August 1994 erhielt das Bundesarchiv etwa ein Drittel des Kasernengeländes der Andrews Barracks zur Nutzung. Ausgenommen davon sind u. a. die Schwimmhalle, die sich im Besitz des Landes Berlin befindet, sowie die ehemalige Krankenstation, in die die Berliner Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte und eine Abteilung des Bundesbauamtes einzogen. Der südliche Teil des Areals wurde an die Frankfurter Siedlungsgesellschaft verkauft.
Das Gelände bot sich als neuer Archivstandort an, weil es die Möglichkeit bot, kurzfristig einen Großteil der einigungsbedingten "Neuzugänge" des Bundesarchivs in Berlin provisorisch unterzubringen und weil es langfristig über genügend Ausbaukapazitäten verfügt.
Geschichte des Bundesarchivs
Gründung des Reichsarchivs in Potsdam als zentrales Archiv für die Akten der zivilen sowie militärischen Organe und Behörden des Deutschen Reiches seit 1867
» 1924
Einrichtung der Außenstelle in Frankfurt a. M. für das Archivgut des Deutschen Bundes und des Reichskammergerichts
» 1935
Gründung des Reichsfilmarchivs in Berlin
» 1936
Ausgliederung des Heeresarchivs aus dem Reichsarchiv
» 1945
Weitgehende Zerstörung des Heeres- und Luftarchivs sowie des Archivs der Waffen-SS, Beschlagnahme umfangreicher Archivbestände durch die Alliierten; später sukzessive Rückführung aus der Sowjetunion in die DDR und aus den USA, Großbritannien und Frankreich in die Bundesrepublik Deutschland
Bundesrepublik Deutschland
Errichtung des Bundesarchivs am 3. Juni 1952 in Koblenz
» 1954
Eingliederung der 1924 gegründeten Außenstelle Frankfurt des Reichsarchivs in das Bundesarchiv
» 1968
Verlegung der 1955 gebildeten Abteilung Militärarchiv nach Freiburg i. B.
» 1974
Eröffnung der "Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte" in Rastatt
» 1986
Bezug des Bundesarchiv-Neubaus in Koblenz- Karthause
» 1986
Errichtung des Lastenausgleichsarchivs in Bayreuth aufgrund des Gesetzes über die zentrale Archivierung von Unterlagen aus dem Bereich des Kriegfolgerechtes
Wiedervereinigung 1990
Vereinigung des Bundesarchivs mit den zentralen Archiven der DDR: Zentrales Staatsarchiv und Militärarchiv in Potsdam, Staatliches Filmarchiv in Berlin
» 1992
Errichtung der "Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv" mit Sitz in Berlin
» 1994
Übernahme des Berlin Document Center aus amerikanischem Gewahrsam
» 1995-96
Umzug aus 26 Archiv-Standorten in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt nach Berlin-Lichterfelde
» 1997
Einrichtung eines Zwischenarchivs für die obersten Bundesbehörden in Hoppegarten bei Berlin
» 2000
Übernahme der Unterlagen der Zentralen Stelle zur Ermittlung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in der neuen Außenstelle Ludwigsburg
Aus 26 aufgelösten Dienststellen und Archiv-Standorten im Berlin-Brandenburger Raum und Sachsen-Anhalt wurde Personal, Archiv- und Bibliotheksgut in der Finckensteinallee 63 zusammengeführt. Nach dem Einzug der SAPMO im Spätsommer 1995 bezogen bis 1996 die Abteilungen "Reich" und "DDR" des früheren Zentralen Staatsarchivs und das ehemalige Berlin Document Center die Liegenschaft in Berlin-Lichterfelde.
Das einzig erhaltene Kasernengebäude der alten Kadettenanstalt (Gebäude 903) und das in der nationalsozialistischen Zeit umgestaltete ehemalige Ökonomiegebäude (Gebäude 906) dienen zur Zeit als Magazin. Im Gebäude 901 sind zwei Lesesäle, Werkstätten und die Büros der Mitarbeiter untergebracht. In der einstigen Andrews Chapel befindet sich der Lesesaal der Bibliothek.
Durch das Zusammenführen zahlreicher Dienststellen ist der Standort Berlin-Lichterfelde mittlerweile die personell und räumlich größte Einrichtung des Bundesarchivs. Etwa 90 Kilometer Archivgut aus ca. 2 000 Beständen der Abteilungen "Reich" und "DDR" sowie der SAPMO sind hier gemäß dem Bundesarchivgesetz ohne Sperrfristen, aber unter Berücksichtigung persönlicher Schutzrechte einsehbar. Außerdem stehen den Nutzern 1,7 Millionen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und sonstige Druckschriften zur Verfügung.
Nach dem Ende der DDR und der Herstellung der deutschen Einheit wurde die Zuständigkeit des Bundesarchivs mit dem Einigungsvertragsgesetz "auf Stellen der Deutschen Demokratischen Republik" erweitert. Damit konnte die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Zersplitterung vieler deutscher Archivbestände überwunden werden. Das ehemalige "Zentrale Staatsarchiv" der DDR, das auch umfangreiches Archivgut aus dem früheren Reichsarchiv aufbewahrte, wurde in das Bundesarchiv eingegliedert, ebenso das Potsdamer Militärarchiv und das Staatliche Filmarchiv der DDR sowie das Bildarchiv des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes (ADN).
SBZ / Deutsche Demokratische Republik
Gründung des Deutschen Zentralarchivs in Potsdam zur Aufnahme der geretteten Bestände des ehemaligen Reichsarchivs
» 1955
Gründung des Staatlichen Filmarchivs in Berlin
» 1964
Einrichtung des Militärarchivs der DDR in Potsdam
» 1973
Umbenennung des Deutschen Zentralarchivs, Potsdam, in "Zentrales Staatsarchiv"
Dr. Wilhelm Schürmann (links) vom Auswärtigen Amt und Principal Officer Douglas H. Jones vom State Department nach der Unterzeichnung des deutsch-amerikanischen Regierungsabkommens.
Für die Hinterlassenschaft der SED, der anderen Blockparteien und der Massenorganisationen der DDR wurde 1992 die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) mit gesetzlich festgeschriebenem Standort in Berlin gegründet. Am 18. Oktober 1993 vereinbarten die USA und die Bundesrepublik Deutschland in einem Regierungsabkommen, dass das seit 1945 in amerikanischem Gewahrsam befindliche Schriftgut der NSDAP, ihrer Verbände und Gliederungen zum 1. Juli 1994 aus dem Berlin Document Center an das Bundesarchiv übergeben wird und ebenfalls in Berlin verbleiben soll.